Tagsüber Treffpunkt für Restaurantbesucher — nachts Ort für Drogenkriminalität und illegale Prostitution. Anwohner, Politiker und Einzelhändler streiten über den Hansaplatz. Wir haben uns dazugesetzt und den Brennpunkt beobachtet — diesmal bei Nacht. Das erste, was mir beim Betreten des Hansaplatzes auffällt: Hier treffen verschiedene Welten aufeinander. Kurz nach meiner Ankunft laufen zwei uniformierte Polizisten über den Platz, ihnen folgt ein Polizeiwagen. Ich setze mich an eine der aufgereihten Tischgarnituren und bestelle einen Tee. An einem Poller lehnt ein glatzköpfiger Mann in schwarzem Ralph-Lauren-Pullover. Er trägt einen schwarzen Schnauzbart, der sein Gesicht wie ein Gewächs überwuchert. Sein Bier trinkt er aus einer Glasflasche. Neben ihm steht ein Mann mit Kapuzenjacke, gerötetem Gesicht und einer Sporttasche. Eine untersetzte, braunhaarige Frau macht die Gruppe komplett. Die Frau hält eine E-Zigarette in der Hand und raucht. Auch die beiden Männer möchten einmal ziehen. Der Mann mit Kapuze ist an der Reihe und schafft es nicht, Rauch zu inhalieren. Die Frau erklärt ihm erneut, wie das Gerät funktioniert. Beim zweiten Versuch klappt es. Er zieht und zieht — nicht wie an einer Zigarette, sondern wie an einer Bong. Vom Steindamm kommend, betritt eine Frau den Platz. Eine rote Schleife bändigt ihre Haarpracht. Sie erinnert stark an die Verpackung eines Weihnachtsgeschenks. Die Frau trägt ein pinkfarbenes Top, hüpft auf und ab, tanzt. Plötzlich beginnt sie, von einer Person zur nächsten zu rennen. Sie umarmt jeden und unterhält sich lautstark. Ich kann selbst aus einer Entfernung von 40 Metern auf dem gut gefüllten Platz ihre kreischende Stimme hören. Ständig zerrt irgendjemand an ihrer Jacke, doch sie springt immer wieder los, nur um einen Augenblick zurückzuflitze Hamburg Hansa Platz Nutten — wie ein roter Flummi. Eine Gruppe betritt den Platz, alle sehen sie sehr nach Touristen aus. Sie bestaunen den imposanten Hansabrunnen und die umliegende Architektur — und wirken völlig fehl am Platz. Vor dem Restaurant, in dem ich sitze, bleibt eine knapp 50 Jahre alte Frau stehen. Sie hat kurze, dunkelrote Haare und trägt einen Sonnenhut. In der rechten Hand hält sie eine durchsichtige Tüte, in der drei 0,5-Liter-Bier dosen liegen. Über mir öffnet ein Mann seine Balkontür, schaut hinunter, die beiden unterhalten sich. Hinter der Dame taucht wieder ein Polizeiwagen auf — er umrundet den Hansaplatz im Schritttempo. Mittlerweile ist es kalt geworden, immer mehr Menschen verlassen den Platz. Wieder rollt ein Polizeiwagen heran. Er bleibt am Durchgang zum Steindamm stehen. Ein Beamter steigt aus und zündet sich eine Kippe an. Nachdem er aufgeraucht hat, steigt er wieder ein. Über die nächste halbe Stunde bleibt sein Wagen an der Ecke stehen. Immer wieder laufen Personen zu ihm herüber, gucken durch das Fahrerfenster und Hamburg Hansa Platz Nutten mit dem Polizisten.
Der Hansaplatz: 30 Jahre Rausch
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Trinken, tanzen, torkeln: Der Hansaplatz in den 1980ern
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